*1976 in Neuss, lebt und arbeitet in Berlin
“My works propose different spaces and different entry levels, and allow various forms of perception and interaction. By this, I mean a space in between, which is difficult to define, one that touches a simultaneous reading and seeing in pieces or fragments and allows space for different associations. Since I see no hierarchy between the poem, the surrounding text, and the picture, I am rather interested in the similarities in their creative processes and in activating the boundaries of their respective mediums.”
Die drei fotografischen Wandarbeiten von Natalie Czech (*1976) führen Poesie und Fotografie, literarische und bildnerische Praxis gleichberechtigt zusammen. Ausgangspunkt ist jeweils ein Objekt mit Beschriftung: das Cover einer Schallplatte von Pink Floyd („MONEY“), die Innenhülle einer Platte der Ramones und ein Gerät, das bei der Musikproduktion zur Klangverzerrung eingesetzt wird („AMERICAN WOMAN“). Auf allen drei Objekten macht die Künstlerin in den darauf befindlichen Beschriftungen minimalistische Gedichte von Robert Creeley, Aram Saroyan und Emmett Williams sichtbar, indem sie die einzelnen Worte dieser Gedichte durch Markierungen hervorhebt. Hierzu wird das Objekt mehrfach fotografiert und in gerahmter Form, teilweise in Ausschnitten, neu arrangiert. Auf diese Weise transponiert die Künstlerin die Gedichte ins Medium der Fotografie und gibt dem Betrachter (und Leser zugleich) die Möglichkeit, Objekt, Bild und Text neu zu erfahren.
Alle drei Arbeiten entstammen der Werkserie „Poems by Repetition“. Der Werktitel geht auf Gertrude Steins Theaterstück „Saints and Singing“ (1922) zurück, eine Reflexion über die Wiederholung als rhetorisches Stilmittel, insbesondere dynamische und rhythmisierende Formen des Erzählens. Repetitive Textkonstruktionen korrespondieren für Natalie Czech mit Klangelementen wie Takt, Rhythmus, Refrain, Echo oder Stottern – und werden mittels Variation und Doppelung ins Bild gesetzt.
Natalie Czech studierte an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie hatte Einzelausstellungen in den Kunstvereinen Langenhagen (2011), Wiesbaden (2012), Braunschweig und Hamburg (2013) und nahm an Gruppenausstellungen u. a. im Kunsthaus Bregenz (2011), im Sprengel Museum, Hannover („Made in Germany II“, 2012) und in der Kunsthalle Fribourg, Schweiz (2013) teil.
Text: Bernhart Schwenk, Hauptkonservator für Gegenwartskunst an der Pinakothek der Moderne